Die Bubenreuther

Die Burschenschaft der Bubenreuther ist eine farbentragende, fakultativ schlagende Studentenverbindung des Roten Verbandes (RV) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in der Neuen Deutschen Burschenschaft. Sie ist eine der größten und ältesten Burschenschaften Deutschlands.

Geschichte der Bubenreuther

Die Burschenschaft der Bubenreuther wurde am 1. Dezember 1817 in unmittelbarer Folge des Wartburgfests in Erlangen als „Allgemeine Erlanger Burschenschaft“ gegründet. Daneben führte sie den allgemein auch gebräuchlichen Namen Arminia. Mit dem Attentat des Theologiestudenten Karl Ludwig Sand, Gründungsmitglied der Erlanger Burschenschaft, auf August von Kotzebue und den daraufhin von Metternich durchgesetzten Karlsbader Beschlüssen wurde das aufblühende Leben der Burschenschaft auch in Erlangen zunächst unterbrochen. Um den Repressalien der Demagogenverfolgung auszuweichen, trafen sich die Arminen in dem damals noch versteckt liegenden Dorf Bubenreuth, das schon bald namensgebend für die Burschenschaft und Ursprung der „Bubenreuther Eigenart“ werden sollte.

In dem damals unter den Burschenschaften ausgebrochenen Richtungsstreit zwischen den Arministen und Germanisten setzte sich unter dem Einfluss von Karl von Hase in Erlangen das arministische Prinzip durch. Das Hambacher Fest (1832) und der Frankfurter Wachensturm (1833) waren Vorwand für eine erneute „Demagogenverfolgung“. Deshalb löste sich die Arminia am 9. Mai 1833 in Bubenreuth offiziell auf. Inoffiziell wurde das Bundesleben jedoch unter dem Namen „Bubenruthia“ – abgeleitet vom Ortsnamen Bubenreuth – weitergeführt.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Universität Erlangen im Jahr 1843 wurde der Burschenschaft erstmals wieder gestattet, öffentlich aufzutreten. Sie nahm unter einer neutralen Fahne am Festzug teil. In der Folgezeit war es besonders das Verdienst Hans von Raumers, dem Zusammenleben der früheren Mitglieder und der Aktiven wieder eine feste Form zu geben. Er war auch – neben sechs weiteren Bubenreuthern – Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich innerhalb der deutschen Burschenschaften an den verschiedenen deutschen Universitäten Kartelle. Auch die Bubenreuther gründeten mit der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller zu Jena 1860 das nach der Farbe der Mützen genannte „Rote Kartell“, den Vorläufer des „Roten Verbandes“ (RV). Dem RV gehören die Bubenreuther bis heute an. Dem 1881 gegründeten Dachverband aller Burschenschaften, der 1902 in „Deutsche Burschenschaft“ umbenannt wurde, standen die Bubenreuther stets reserviert gegenüber. Aufnahme und Austritt erfolgten in stetem Wechsel.

Während des Ersten Weltkrieges 1914 verblieben nur wenige Mitglieder in Erlangen und versuchten das Bundesleben weiterzuführen. Bei Kriegsende trauerte die Bubenruthia um 104 tote Mitglieder, darunter auch den Dichter Walter Flex.

Inzwischen wieder Mitglied der „Deutschen Burschenschaft“ (DB), weigerte sich der Sprecher der Bubenreuther 1934, die arischen Fragebögen an diese auszuliefern, was einen erneuten Ausschluss aus dem Dachverband nach sich zog. Nach der Durchsetzung des Arierparagraphen durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund, dem auch die DB 1935 beitrat, wurden die Erlanger Korporierten am 30. Januar 1936 im Redoutensaal vor die Wahl gestellt, das Band abzulegen oder den Saal zu verlassen. Die Bubenreuther entschieden sich für Letzteres. Am selben Abend noch beschlossen die Bubenreuther und acht weitere Erlanger Verbindungen ihre Auflösung. Inoffiziell führte man jedoch das Bundesleben weiter, bis die Nationalsozialisten an allen deutschen Universitäten die Umwandlung der studentischen Verbindungen in so genannte Kameradschaften erzwangen. Im Bubenreuther Haus etablierte sich eine „Kameradschaft Walter Flex“, die wenigstens durch ihre Namensgebung noch einen Anklang an die Burschenschaft erlaubte. Die Mitglieder dieser Kameradschaft suchten zeitweilig auch Bubenreuth auf, um die Verbindung nach dort zu halten.

1941 wurde das Bubenreuther Haus zu Kriegszwecken beschlagnahmt und von der Wehrmacht als Lazarett genutzt. Im Zweiten Weltkrieg fielen 79 Bubenreuther.

Nach Kriegsende 1945 blieben zunächst zahlreiche Verbindungen von den Siegermächten verboten, darunter auch die Burschenschaft der Bubenreuther, deren Haus beschlagnahmt blieb und als Klinikum und Verwaltungsstelle genutzt wurde.

Auf Ihrem Weg eines Neuanfangs nach 1945 suchten die Bubenreuther nach der Zeit des Imperialismus der Nationalsozialisten nach positiven Anknüpfungspunkten in ihrer bewegten Vergangenheit und fanden sie in der aktiv gelebten, demokratischen, freiheitlichen und christlichen Tradition der frühen Burschenschaft. 1946 entstand daher eine Gemeinschaft junger Studenten, darunter auch Söhnen von Bubenreuthern, die zunächst den Namen "Sodalitas“ annahm, sich jedoch zunehmend an den Grundsätzen und Prinzipien der Burschenschaft ausrichtete und Kontakt zum Philisterverein aufnahm. Die Sodalitas nahm die Farben der Burschenschaft an, traf sich regelmäßig in Bubenreuth und nahm nach Anerkennung durch den Philisterverein 1950 offiziell wieder den Namen „Burschenschaft der Bubenreuther“ an. 1957 konnte nach langen Verhandlungen auch die Rückgabe des Erlanger Hauses an die Bubenreuther erlangt werden.

Die aktive Burschenschaft, die nach ihrer Wiederentstehung auch das akademische Fechten wiedereingeführt hatte, ersetzte selbiges nach langen Diskussionen 1968 durch das Sportfechten. Infolgedessen kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Streitigkeiten mit der DB, die 1988 zum erneuten Ausschluss der Bubenreuther aus dem Dachverband führte.

Für Konflikte und etliche Austritte aus der Burschenschaft sorgte das „Keuschheitsprinzip“, das vorehelichen Geschlechtsverkehr untersagte und noch aus den Anfangszeiten der Verbindung stammte. 1968 wurde es aufgehoben und durch ein „Sittlichkeitsprinzip“ ersetzt. Heinz Roth, der damalige Leiter der Versammlung äußerte dazu: „Die Jungen mögen wohlüberlegt Traditionen und Formen, die ihnen nicht mehr zeitgemäß erscheinen, ablegen, wenn der Geist erhalten bleibt!“ Unter Berufung auf dieses Sittlichkeitsprinzip wurde noch 1995 ein Bundesbruder wegen seiner Homosexualität ausgeschlossen.

Das Bubenreuther Colloquium ist seit 1984 eine feste öffentliche Veranstaltung der Burschenschaft der Bubenreuther. Es findet zumeist Ende Januar/Anfang Februar auf dem Bubenreuther Haus in Erlangen statt. Namhafte Redner und Experten diskutieren hier zu Fragen der politischen Situation in Deutschland und Europa mit Studenten und Interessierten.

1993 veröffentlichte die Burschenschaft ihr „Bubenreuther Manifest“, das 2017 in die "Bubenreuther Erklärung" mündete, in welchem sich die Burschenschaft der Bubenreuther u. a. von jeglichem Extremismus, nationalistischer Übersteigerung, völkischem Denken und Fremdenfeindlichkeit distanziert: "Wir wollen uns dabei an den Grundsätzen des Christentums orientieren, respektieren aber auch andere Religionen und weltanschauliche Orientierungen, wenn sie mit den Grundwerten des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vereinbar sind. Wir erziehen unsere Mitglieder zu Gesprächsbereitschaft, Kompromissfähigkeit und Toleranz. Dem heute um sich greifenden, oft schrankenlosen Individualismus treten wir als Generationen übergreifende Erziehungsgemeinschaft entgegen und streben nach einer auf Gemeinschaft bezogenen verantwortlichen Lebensgestaltung. Wir wollen [...] auf die Mitarbeit an der Gestaltung des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens vorbereiten." Als Gemeinschaft und Lebensbund will sie die burschenschaftlichen Grundwerte in zeitgemäßer Form leben, in besonderer Verantwortung für das Gemeinwesen und die Gesellschaft, durch Förderung des staatsbürgerlichen Interesses, des wertorientiertens Verhaltens und der Leistungsbereitschaft der Studierenden.

 

Mit der Feier zum 200. Stiftungsfest der Burschenschaft präsentiert sich die Burschenschaft der Bubenreuther 2017 damit wieder in der Tradition der Urburschenschaften, die vor 200 Jahren bereits für liberale, neue Geistesströmungen einstanden: Für die Freiheits- und Gleichheitsideen der französischen Revolution, den Idealismus der deutschen Romantik, die Sittlichkeit eines entstehenden werteorientierten Bürgertums und das damalige Wunschbild eines vereinten Vaterlandes – heute eines vereinten, friedlichen Europas – in einer Welt, in der die Menschenrechte geachtet und gelebt werden.

 

Hier finden Sie ausführlichere Informationen zu der Bubenreuther Geschichte.